Wer geplant hat, in diesem Sommer nach Neapel und Umgebung zu reisen, der sollte schnell umdisponieren. Neapel versinkt wieder einmal im Müll. Die Stadt stinkt, Müllberge brennen, die Luft einzuatmen, kann für die Gesundheit gefährlich werden.
In Neapel sind die Temperaturen jetzt auf über 30 Grad gestiegen, beste Voraussetzungen für Bakterien, sich im Müll zu vermehren. Die Bevölkerung hat Angst vor Epidemien. Das Thema bestimmt heute wieder die Schlagzeilen. Die in Turin erscheinende La Stampa macht mit einem Bild brennender Müllberge auf: „Napoli brucia sotto i rifiuti“ heißt es – Neapel brennt die Müllberge ab.
Neapel, die schöne Stadt am Fuße des Vesuvs, die Metropole am herrlichen Golf von Neapel ist ein einziger stinkender Moloch geworden, eine Peinlichkeit sondergleichen für das bei Deutschen so beliebte Reiseziel Italien. Die Fotos in den heutigen Ausgaben der italienischen Zeitungen sind an Deutlichkeit nicht zu überbieten. Meterhohe Müllberge stehen in Flammen, kokeln und stinken vor sich hin. Passanten, die hier lang gehen müssen, halten sich Taschentücher vor den Mund. Mütter versuchen ihre Kinder wegzuziehen von den Abfällen auf den Strassen. Giftig ist die Luft in Neapel – wo Plastik brennt entstehen krebserregende Dioxine.
Knapp eine Millionen Menschen leben in Neapel, ihr Müllproblem sind sie seit Jahren nicht losgeworden. Seit etwa 20 Jahren klappt es nicht mehr mit der Müllentsorgung in Neapel – die Mafia hat ihre Finger im Spiel und verhindert den geordneten Abtransport. Erst im Mai war mit Luigi De Magistris ein neuer Bürgermeister gewählt worden. Noch vor wenigen Tagen versprach er, die Stadt von den Müllbergen befreien zu wollen. Schätzungen zufolge liegen 2500 Tonnen Abfälle auf den Strassen und in den Gassen Neapels. Inzwischen schlagen die Seuchenexperten der neapolitanischen Universität Federico II Alarm. Sie befürchten, dass sich in der Sommerhitze Epidemien ausbreiten.
Der neue Bürgermeister De Magistris gehört übrigens nicht in das Berlusconi-Lager, sondern zu „den Linken“ in Italien. Das macht ihm die Aufgabe nicht leichter, denn zuständig für die Müllentsorgung ist nicht die Stadt, sondern die Provinzverwaltung und die Region Kampanien. Hier aber haben Berlusconi-Freunde das sagen. Hinzu kommt, dass die Camorra, die Mafia in Neapel das Chaos befördert. In einigen geräumten Strassen haben junge Männer neuerlich Müllberge aufgehäuft. Dahinter steckt, dass die Camorra Deponien und Müllverbrennungsanlagen unterhält, in denen der ungetrennte Müll verschwindet, wenn er denn nicht nach Afrika verschifft wird oder ins Meer geschmissen wird. Die neue Stadtregierung aber will Mülltrennung einführen, so wie man sie in Deutschland kennt, aber auch in einigen Kommundn im Norden Italiens. Das würde der Mafia das Geschäft verhageln – deshalb fördert sie das Chaos.
Bürgermeister De Magistris will durchgreifen. Er hat angekündigt, dass in den nächsten Wochen Müllwagen von bewaffneten Wachleuten eskortiert werden sollen.
aus Genua Sven Sevens
Datum: 24.06.2011
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